Wachkoma

Donnerstag,der 13.                         (13.10.2005)

Hier geht es um die letzten 10 Wochen von Matzes Leben.

Vorweg eine kurze Biographie von seinem Leben bevor.

Er wurde am 25.03.1982 in Magdeburg geboren.

Schon seine Geburt stand unter keinem guten Stern. Er war ein Frühgeburt im 8. Monat.

Er war sehr klein und schwach,hatte ein Loch im Herz und keinen Darmausgang.

Der wurde ihm unmittelbar nach der Geburt künstlich gelegt.

In den ersten Jahren seines Lebens war er ständig wegen irgendwas im Krankenhaus.

Sein familäres Umfeld war auch nicht ideal.Die Ehe von seinen Eltern ging in die Brüche.

Der neue Mann seiner Mutter war zuerst fürsorglich.Als jedoch Alkohol ins Spiel kam wurde

er seiner Mutter gegenüber sehr gewalttätig.Auch diese Ehe wurde nach der Geburt seiner Schwester

geschieden.Verständlicherweise!

Damit war der Grundstein für ein katastrophales Leben gelegt.

Liebe bekam er meiner Meinung nach nicht wirklich.Seine Mutter stürzte sich nach der 2.Scheidung auch in den Alkoholkonsum.Er musste sich wie eine Mutter um seine Schwester kümmern.

Dadurch hatte er immer ein besonders inniges Verhältnis zu ihr.Er gab ihr die Liebe die jedes Baby braucht.

Das schlimmste was ihm wiederfahren ist ,ist zweifelsohne der jahrelange sexuelle Missbrauch.

Es war ein Nachbar dem er täglich Essen bringen musste. Erstmals erfuhr er von diesem Mann

Aufmerksamkeit und Fürsorge,die er vorher nie hatte.Solche Leute haben wahrscheinlich mit Kindern aus so einem Milieu leichtes Spiel.Wenn man nur Gewalt,Alkohol und Gleichgültigkeit erfährt ist man leichtgläubig,naiv und froh über ein wenig Aufmerksamkeit.

Der Nachbar wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt,wurde aber recht schnell wieder entlassen.

Matze traf ihn später im Bus wieder.

Das ganze Umfeld gefiel ihm nicht ,das weiß ich genau. Er war dann lange Zeit in der linken Szene.

Er beendete die Schule und machte eine Ausbildung zum Koch.Dort lernte er Kristian kennen. Er ist nicht wirklich rechts,wird aber in der linken Szene dazu gezählt.Ich würde ihn eher als politisch interessiert einstufen.Etwas engstirnig gegenüber allem fremden,ansonsten nicht so verkehrt.

Man kann mit ihm reden.Sie kamen dann zusammen nach München.

Dort fing Matze im November 2003

im Hard Rock Cafe an.Ich arbeitete dort bereits seit Februar 2002.Dort lernten wir uns kennen und lieben.

Im März 2005 wurde unser Sohn Tobias geboren.Es schien alles so perfekt.

Sein Leben zog endlich normale Bahnen.

Wir hatten am Tag vorher Matzes Mutter beigesetzt.Sie starb zwei Tage nach ihrem 46.Geburtstag.

Sie ist innerlich verblutet.Warum weiss niemand ganz genau.Wahrscheinlich war es die Krankheit die Alkoholiker öfters haben.

Wir waren erst gegen 15 Uhr aus Magedeburg zurück.Matze musste sich etwas beeilen da seine Schicht um 17 Uhr geginnt.

Er verlies unsere Wohnung um ca 16.20Uhr.

Das sollte das letzte mal sein wo wir ihn laufen sahen,ihn reden hörten wo er uns das lezte mal zum Abschied küßte.

Er sagte bis später und ging.

Am nächsten Tag sollten wir nach Rom fahren um Tobi meiner Freundin vorzustellen und

um meinen Eltern Rom zu zeigen.

Als ich gegen 18 Uhr im Hard Rock Cafe anrief um zu fragen ob er jemand gefunden hat der sich um die Katze kümmert,wurde mir von Ronny gesagt das er gerade wiederbelebt wird und es besser wäre wenn ich kommen würde..Ich dachte das kann doch nicht sein,so ein Quatsch.

Ich rief meine Eltern an damit sie kommen und sich um Tobi kümmern.

Dann fuhr ich mit meinem Vater zuerst ins Hard Rock Cafe um Näheres zu erfahren.

Djan,Manager im Hard Rock Cafe,sagte mir das er wieder stabilisiert sei und im Klinikum rechts der Isar liegt.Wir fuhren dort hin.Yvonne war bereits mit dem Krankenwagen mitgefahren. 

Als ich endlich da war und die richtige Station gefunden hatte,konnte ich auch gleich mit einem Arzt

sprechen.An das genaue Gespräch kann ich mich nicht mehr erinnern.

Ich weiß das mir gesagt wurde das seine Chance 50:50 steht.

Er hatte Herzflimmern mit Herzstillstand.Die Ursache hierfür war unbekannt.

Mir wurden viele Fragen gestellt.Ich erzählte von dem Loch im Herz und dem Tod seiner Mutter.

Aber das kann es beides nicht gewesen sein,nach Meinung der Ärzte.Ich denke schon das der Tod seiner Mutter dazu beigetragen hat. Später erfuhr ich das es eine Herzmuskelentzündung war.

Er hatte wohl irgendwann mal eine Erkältung nicht auskuriert.Das kann ich mir gut vorstellen.

Er hat nie krank gemacht.Er dachte immer an alle anderen die Stress hätten wenn er jetzt krank macht.

Von Christian,Küchenchef im Hard Rock Cafe,erfuhr ich dann Einzelheiten.

Er bekam,per Computersystem,den Auftrag einen Milchshake zu machen,um genau 17.43 Uhr.

Als Christian,vielleicht 1 Minute später in die Küche kam,lag er am Boden und blutete am Kopf.

Das war nur von dem Sturz.Zu diesem Zeitpunkt atmete er noch,also er schnappte nach Luft.

Ronny,Koch im Hard Rock Cafe und Matzes bester Freund,fühlte keinen Puls mehr.

Christian beatmete ihn sofort. Alfreda,Barmanagerin,lief ins Restaurant und schrie nach einem Arzt.

Es waren tatsächlich drei Sanitäter zu Gast.

Sie beatmeten ihn weiter und machten Herzmassage.

Der Notarzt kam ungefähr nach 15 Minuten. Sie stabiliesierten ihn,versetzen ihn vor Ort in ein künstliches Koma und schlossen ihn an die Beatmungsmaschine an.

Klingt alles optimal.

Die größte Sorge der Ärzte war eigentlich die Lungenentzündung.Er hatte sich in der Notsituation erbrochen.Das Erbrochene lief alles ungehindert in die Lunge.Man hat sie gleich abgesaugt aber die Bakterien sind da.

Die Lungenentzündung war unaufhaltsam.In seinem Zustand kann sie durchaus tödlich sein.

Von Hirnschaden,Wachkoma etc hat zu diesem Zeitpunkt niemand gesprochen. Vielleicht haben die Ärzte es gedacht aber gesagt hat niemand was.

Wir warteten ewig vor der kardiologischen Intensivstation. Aber Zeit spielt da keine Rolle mehr.

Ich durfte dann kurz zu ihm.Es sah beängstigend aus,ihn an den ganzen Maschinen und Schläuchen

zu sehen. So etwas kennt man ja nur aus dem Fernsehen.

Ich sagte den anderen Bescheid das es im Moment nichts zu tun gibt und wir nach Hause gehen sollten.Ich habe kein Auge zu gemacht.Ich war dann jeden Tag von früh bis spät in der Klinik.

Die Besuchszeiten waren zwar erst ab 15 Uhr aber die Schwestern waren sehr nett und liessen mich schon früh rein. Zu Hause hätte ich es eh nicht ausgehalten.

Nach zwei Tagen nahm man die Sedierung,das Mittel was ihn im künstlichem Koma läßt,weg.

Jetzt warteten wir das er aufwacht.Es dauerte sehr lange.Den Ärzten und Schwestern zu lange.

Auch jetzt habe ich noch nicht über Hirnschäden nachgedacht.Er hatte immer einen festen Schlaf.

Wir haben ihn Musik hören lassen und auch Babygeschrei von unserem Tobi.

Nach 2 Tagen ist er aufgewacht. Er war immer noch benommen.Man nahm auch den Beatmungsschlauch weg.Gott sei Dank. Ohne das künstliche Koma ist der Schlauch eine Qual.

Er hat gewürgt,gegähnt und geweint in einem,so kam es uns jedenfalls vor.

Die Atmung war viel zu schnell.Wahrscheinlich wegen der Lungenentzündung..

Ich habe ihn stundenlang beruhigt,mit Erfolg.

Als es ab Mittwoch hieß das er in die Reha soll war ich geschockt.Jetzt war der Zeitpunkt da wo ich über Schäden nachdachte.

Ich dachte was soll er in einer Reha.Er braucht eine Herz OP und keine Reha.Für Freitag wurde dann die Verlegung angemeldet.

Ein großes Problem waren seine Anfälle.Es waren furchtbare Krampfanfälle.

Das sich ein Mensch so verkrampfen und verbiegen kann,hätte ich nie gedacht.

Er muss furchtbare Schmerzen haben.Diesen schmerzverzerrten Gesichtsausdruck werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Er hat unglaublich geschwitzt,sogar an den Armen.

Am Freitag gegen Mittag ging es per Krankentransport in die neurologische Rehaklinik nach Bad Aibling.

Dort wurde er zunächst auf eine normale Station gelegt.Ich hatte auch gleich ein Gespräch mit dem leitenden Arzt. Mir wurde die Frage gestellt ob er im Falle eines erneuten Herzstillstand reanimiert

werden soll.Als seine gesetzliche Betreuerin muss ich solche Entscheidungen treffen.

Ich habe mich für eine Wiederbelebung ausgesprochen. Deshalb wurde er wieder an einen Monitor

angeschlossen. Ich wollte erst wissen  wie schlimm die Hirnschäden sind.

Am Abend bekam ich den Anruf das er wieder auf die Intensivstation verlegt wurde.

Mit dem Atmen hat es nicht so gut geklappt.Er war 3 Tage von der Maschine weg,er atmete sehr schnell. Der Körper erschöpft sich natürlich wenn man lange Zeit in so einem Tempo atmet.

Er war also wieder im künstlichem Koma und wurde beatmet. Ein extremer Rückschlag.

Nun stand auch der Luftröhrenschnitt an. Dabei wird der Batmungsschlauch über den Hals in die Luftröhre eingeführt.Dieser Eingriff wurde in Mühlheim gemacht.Er musste wieder per Krankentransport hin und her gefahren werden.

An diesem Tag war auch seine Familie das erste mal da.Mit Familie meine ich seine Schwester,Vater und Stiefvater. Bevor wir nach Bad Aibling fuhren ,wollten sie noch einen Stadtbummel machen.

Das war echt hart für mich.Meine Gedanken waren nur bei Matze.Ich hatte Angst das es Probleme geben koennte mit der OP oder dem langen Anfahrtsweg.

Als sie Matze dann sahen waren sie geschockt.

Aber den Ernst der Lage haben sie dennoch nicht verstanden oder sie wollten es nicht.

Zu diesem Zeitpunkt wußten wir aber das er nie wieder der gleiche wird.Er hat definitiv einen Sauerstoffmangel im Gehirn erlitten.Dadurch hatte er einen Hirnschaden.

Wie viel kaputt gegangen ist konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht sagen.

Zwischenzeitlich habe ich mir unzählige Bücher über Neurologie,Therapien fuer Schädel-Hirn Verletzungen etc.ausgeliehen.Sogar ein Buch über Hirnverpflanzung. Das ist natürlich Quatsch aber man ist verzweifelt und zieht auch so etwas in Erwegung.

Auch aus dem Internet habe ich viele interessante Sachen gefunden.

Ich habe mich sehr in das Thema eingelesen und erkannte das es einiges gibt was man probieren kann.

Das wichtigste ist das er kontaktfähig wird,d.h.das er z.B. meine Hand auf Aufforderung drücken

müßte.Das war nie der Fall.

Aber es wäre auch möglich das er die Sprache einfach nicht mehr versteht.Dann müßte er mich mit den Augen verfolgen.Ab Mitte Dezember hat er das gemacht.Es war an einem Sonntag.

Er hat plötzlich den Kopf zu mir gedreht und schaute mich mit großen Augen an.

Als ich die Bettseite wechselte folge er mir mit dem Kopf.Es war so schön..

Doch nun noch einmal zurück auf die Intensivstation.Er lag nun schon zwei Wochen auf der Intensivstation.Die Sedierung ist abgesetzt worden und er war “wach”.Mittlerweile wurde

ihm der Katheter direkt in die Blase gelegt und die Ernährungssonde direkt in den Magen.

Seine Spastik war extrem schlimm. Den ganzen Tag war er in ständiger Bewegung.

Auch das Fieber ging einfach nicht runter.Man fand auch nicht die Ursache für das Fieber.

Möglicherweise ist es ein Zentralfieber,d.h.die Temperaturregulierung im Gehirn funktioniert nicht oder nur eingeschränkt.

Ich bin den zeitlichen Ablauf,von dem Moment als er umfiel,bis zu dem wo er maschinell beatmet wurde,1000 mal durchgegangen,mit allen Leuten die dabei waren.

Das Ergebnis war immer das gleiche.Er kann nicht sehr lange ohne Sauerstoff gewesen sein. Möglicherweise haben wir es uns so gedreht.

Schließlich sieht man die Realität,also ihn,jeden Tag.

Und sein Anblick spricht die Wahrheit. Es schaut schlecht aus.

Ihn Tag fuer Tag leiden zu sehen macht die Sache nicht einfach.Man soll die Hoffnung nie aufgeben,immer positiv denken,ist alles richtig,wenn man aber jeden Tag das gleiche Bild sieht,keinerlei Veränderung,fällt das nicht leicht.Ich war auch zu ungeduldig,ohne Frage,das hat sich aber später gelegt. Ich las einen Spruch auf der Station:Mit ganz,ganz viel Geduld,wird aus Gras Milch.Darunter war eine Kuh abgebildet die Gras frisst.

Mittlerweile klappt die Atmung problemlos.Die Spastik ist fast weg,lediglich den rechten Arm har er ständig angespannt.Das Fieber ist auch weg.Die Hoffnung wächst wieder.

Ich wusste zwar das er nie wieder richtig gesund werden würde,aber abgefunden hatte ich mich

noch nicht damit,das wollte ich nicht.Es war zu früh,meiner Meinung nach.Es sind keine Intensiven Untersuchungen,wie Kernspintomographie,gemacht worden.

Nach drei Wochen Intensivstation wurde er recht plötzlich auf eine andere Station verlegt.

Am Tag vor der Verlegung wurde uns gesagt das eine Verlegung vielleicht Ende der nächsten Woche denkbar wäre.

Eine wirkliche Antwort warum es so schnell ging bekam ich nie.Es hieß er wäre stabil genug.Meine Vermutung ist das das Bett benötigt wurde.

Die Verlegung sah ich mit gemischten Gefühlen.Auf der einen Seite fangen jetzt endlich Therapien an,auf der anderen Seite ist der Monitor weg.Es gibt nun keinerlei Überwachung mehr.

Auf seinem Wochenstundenplan stehen Physiotheropie,Physotherapie,Ergotherapie,Schlucktherapie.

Manche Tage kommt er auf 6 Stunden.

Endlich scheint etwas voran zu gehen.

Er schluckt wieder viel öfter.Er bekommt Massagen die zur Körperwahrnehmung dienen soll.

Seine Angespanntheit ist so zu erklären:Wenn er seinen Koerper anspannt,spürt er ihn viel mehr.

Die Massagen sollen das Anspannen ersetzen.Ich habe das auch stundenlang gemacht.Es ist unglaublich wie das funktioniert.Es ist fantastisch.

Die Wunden am Kopf,vom Wundliegen,sind fast verheilt.

Auf dem Weihnachtsmarkt habe ich eine Klangschale besorgt. Wenn man sie anschlägt setzt sie Vibrationen frei.Nach anfänglicher Skepsis scheint es ihm gut zu gefallen.

Uns wurde dann aber gesagt das er eine Reizüberflutung hat.Sein Gehirn filtert nicht die wichtigen

aus den unwichtigen Geräuschen heraus.

Mir wurde es so erklärt:wenn ich mich mit jemanden unterhalte und in der Ferne ein Auto fahren höre,nehme ich das Auto zwar wahr,konzentriere mich aber auf das Gespräch.Diesen Vorgang

macht sein Gehirn nicht.

Deshalb muss man langsam einzelne Reize setzen. Was wir immer getan haben ist Musik hören lassen,Klangschalenmassage,Erzählen, und das alles in 1.5 Stunden.Natürlich ist er verwirrt, bei all dem Durcheinander.

Sein Gehirn muss oder sollte sich erst wieder organisieren.Verschiedene Teile müssen Funktionen

von anderen Teilen übernehmen.Das dauert seine Zeit.Man braucht da viel Geduld.

Ein gutes Beispiel ist das Fieber.Es schwankt im Moment zwischen 36.8 und 38.2.

Das ist ja okay.Wenn ich ab morgen einen Job machen sollte von dem ich keine Ahnung habe,geht das

ja auch nicht problemlos.Es ist nicht mein erlernter Beruf und deshalb mach ich ihn nicht fehlerfrei.

Genau wie sein Gehirn mit dem Fieber.

Wir benutzen nur 10% unseres Gehirns.Der Rest ist einfach nur da.

Diese 90% können ja jetzt die Funtionen von geschädigten Teilen uebernehmen.

Das haben sie auch getan.Zumindest die lebenswichtigen Funktionen.

Aber unser Bewusssein,unsere Freude,Trauer,Liebe,Hass usw.Also unsere Seele, unser Mensch sein

kann nicht ersetzt werden.Und diese Zellen wo all dies gespeichert ist,sterben als erste ab.

Aber im Grossen und Ganzen scheint es ihm besser zu gehen.Das liegt wahrscheinlich auc an dem Morphium was er bekommt.Es war erschreckend für mich das er dieses Mittel bekommt.Im Fernsehen hatte ich gesehen das Morphium für ein schmerzfreies Sterben eingesetz wird.Das war,laut Ausage der Ärzte,bei Ihm nicht der Fall!?Er bekäme es nur das die Schmerzen der Muskelverkürzung(Spastik) erträglich ist.Es gibt noch ein Mädchen in der Klinik

das nach einem Autounfall im Wachkoma liegt.Wenn ich sie mit ihm vergleiche,schaut er sehr viel wacher aus.Sie ist aber bereits kontaktfähig.Nach einem Jahr in der Klinik.

Matze ist öfters in einer Art Hängematte.Das gefällt ihm sichtlich sehr gut.

Auch im Rollstuhl gefällt es ihm.Das ist einfach mal eine andere Haltung als das ständige Liegen.

An einem Tag kam ich etwas später.Da stand mein Matze ganz allein in seinem Rollstuhl auf dem Flur.

Das tat mir so leid.Später gingen wir dann auch in der Klinik spazieren. Wir sind manchmal den ganzen Nachmittag Aufzug gefahren.Das scheint ihm Spaß zu machen.

Zwischenzeitlich musste ich mich mit allen möglichen Behördenkram auseinandersetzen.

Es fing an mit der Vormundschaft.Das war noch das einfachste.Ich musste nur zum Gericht und unterschreiben und mich belehren lassen,was meine Rechte und Pflichten als Betreuer sind.

Damit war ich offiziell sein Vormund.Was in diesem Moment nichts bedeutet hat. Später sollte sich herausstellen das ich in dieser Position wirklich schwierige Entscheidungen treffen sollte.

Ausserdem musste ich unzählige Formulare für das Krankengeld ausfüllen.

Da das Krankengeld nur 60% des Bruttolohns ist,musste ich auch Sozialhilfe beantragen.

Das war der größte Papierstapel.

Und nebenbei habe ich ja auch noch Tobi zu versorgen.Gott sei Dank war mein Vater die ganze Zeit da.Meine Mutter ebenfalls bis sie zum arbeiten auf den Weihnachtsmarkt mußte.

Ich erledigte also morgens die Behördengaenge,die Hausarbeit und kümmerte mich um Tobi.

Nach dem Mittagessen fuhr ich dann immer in die 70 km entfernte Klinik zu Matze.

Meistens fuhr mich meine Freundin Yvonne oder Astrid.

Falls ich rechtzeitig wieder da war brachte ich Tobi ins Bett.Dann ass ich zu Abend und verbrachte den Rest des Tages im Internet.Dort tausche ich mich mit anderen Angehörigen von Wachkomapatienten aus,suchte nach neuen Therapien und schrieb Mails an hunderte Einrichtungen die verschiedene Therapien anbieten.Ich suchte einfach irgendeine Lösung fuer mein Problem.

So sah mein Tagesablauf wochenlang aus.Man fühlt sich aber nicht gestresst oder kaputt.

Es ist unglaublich zu welchen Leistungen man in der Lage ist.Man funktioniert einfach, und wie man funktioniert.

Ich will mich aber natürlich nicht beschweren.Ich hatte wirklich viel Hilfe von meiner Familie und von meinen Freunden.Wie gesagt fuhren Astrid,Yvonne oder Ronny mich fast täglich ins Krankenhaus.

Ausserdem wurden von unserem Arbeitgeber,Hard Rock Cafe,Spenden gesammelt um die Therapien,

wofür die Kasse nicht aufgekommen wäre, zu zahlen.

Viele andere Familien in der selben Situation haben nicht so viel Glück.

Wachkoma und die damit verbundenen Behinderungen und Probleme sowohl vom Patienten als auch von den Angehörigen werden in der Gesellschaft einfach nicht genug zum Thema gebracht.

Am 9.12. hatte ich zwei Termine in der Klinik.

Der eine beim sozialen Dienst. Dort wurde mir gesagt das ich demnächst einen Rentenantrag stellen sollte.Der Antrag dauert ewig bis er bearbeitet ist und genehmigt ist.

Die Rente sollte dann das Pflegeheim zahlen.Die Kassen zahlen den teuren Klinikaufenthalt nicht ewig wenn sich keine wesentlichen Dinge verbessern.

Ich bekam ein paar Adressen wo ich mich hinwenden könnte um einen geeigneten Platz zu finden.

Das war der 1. Schock an diesem Tag.Allein das Wort Pflegeheim klingt schrecklich.

Es kam natürlich die Überlegung auf ob ich mir ihn nach Hause hole und dort pflege.

Nach reiflicher Überlegung mit Argumentation aller Vorteile und Nachteile bin ich zu der Entscheidung gekommen ihn in einem Pflegeheim unterzubringen.

Diese Entscheidung ist mir wirklich nicht leicht gefallen.Ich musste aber auch an Tobi denken.

Er ist schon ein 24h Job.Meine Familie kann ja auch nicht ewig hier sein.

Mit Matze hätte ich dann noch einen 24h Job.Ich durfte ja auch mich und meine Gesundheit nicht völlig außer Acht lassen. Krank nütze ich niemanden etwas.

Der zweite Termin an diesem Tag war mit dem Stationsarzt.Da ich mir schon dachte das es kein schönes Gespräch werden würde habe ich Astrid mitgenommen.Mit dieser Vermutung sollte ich recht behalten.

Ich habe viele Fragen gestellt.Zum Beispiel fragte ich nach Therapien die ich selbst zahlen müsste.

Aber da gäbe es nichts,sagte er.Als ich allerdings die Akkupunktur ansprach meinte er das sei keine schlechte Idee.

Ich erfuhr auch das die Kernspintomograhie gemacht wurde.Das Ergebnis ist ,das sein gesamtes Gehirn

insgesamt geschädigt ist.

Der absolute Höhepunkt des Gesprächs war als ich fragte das er im schlimmsten Fall so bleibt und was im besten Fall passiert.Die Antwort war das er im besten Fall stirbt.

Ich war geschockt.Ich konnte fast nichts sagen.Die Tränen konnte ich natürlich nicht zurückhalten.

Diese Antwort hätte ich nicht erwartet.

Ich fragte ihn was wir da jetzt machen.

Er sagte zunächst machen wir ihm es so angenehm wie möglich. Aktive Sterbehilfe ist verboten und er ist absolut dagegen.Ich sollte mir aber überlegen ob ich,falls er eine Lungenentzündung oder eine

Blasenentzuendung bekommt,sie behandeln lasse oder ihn daran sterben lasse.

Wie kann man so etwas entscheiden.Ich kann doch nicht über Leben und Tod entscheiden.

Anderseits möchte ich es Matze nicht antun jahrelang in einem Bett liegen zu müssen. Aber wo ist die Grenze?Wann kann man davon ausgehen das es keinen Sinn mehr hat?Mittlerweile hatte ich mich schon gegen eine erneute Wiederbelebung ausgesprochen.Aber direkt entscheiden ist etwas anderes.Aber ich hätte mich irgendwann,vielleicht nach einem,zwei oder drei Jahren dafür entschieden ihn sterben zu lassen.Ich bin ihm unendlich dankbar das er mir diese Entscheidung abgenommen hat.Es klingt schrecklich aber einen größeren Gefallen hätte er mir nicht tun können.Ich hoffe jeder versteht wie ich das meine!

Ich war total am Ende.Gott sei Dank hatte ich Astrid dabei.Ich wäre nicht mehr in der Lage gewesen zu fahren.Sie fand es eine Frechheit des Arztes.Ich dachte aber das er schon seine Gründe hat Sowas zu sagen.

Am selben Tag hebte Matze seinen Kopf auf Aufforderung.Zumindest tat er es als ich es ihm sagte.

Zufall oder nicht.?Das werden wir nie erfahren.Auf jeden Fall rollten uns jetzt wieder  Tränen.

Ausserdem lag ein neuer Patient in seinem Zimmer.Er sah wirklich schlecht aus.Die Spastik war extrem ausgeprägt.

Er war ebenfalls im Wachkoma.War das ein Zimmer der hoffnungslosen Fälle?

90% seines Gehirns waren abgestorben.Er hatte versucht sich das Leben zu nehmen indem er sich einen Schlauch in den Mund steckte der an einen Auspuff eines Autos angeschlossen war.

Wenn ich ihn sehe tut mir es leid für ihn das es nicht geklappt hat.

Matze schien im Gegensatz zu ihm viel gesünder.

Am 21.12.

hatte ich das erste Gespräch wegen der Akkupunktur.Am 22.12. das zweite Gespräch

mit der Ärztin.Sie erklärte mir den Vorgang und sagte mir auch das es natürliche keine Erfolgsgarantie gäbe.Das war mir klar und ich wollte es trotzdem.Ich wollte alles versuchen ehe ich mich mit den unangehmen Fragen der Ärzte beschäftige.

Ausserdem musste ich eine Erlaubnis geben das die Akkupunktur durchgeführt werden darf.

Alles andere wäre eine Körperverletzung.

Von dieser Ärztin erfuhr ich das der Grund für die ganze Situation eine Herzmuskelentzündung war.

Es kann eine “harmlose”Grippe gewesen sein die verschleppt wurde.Das erfuhr ich nur durch Zufall.

Sie wusste nicht das ich den Grund nicht kenne,ihr Wissen entnahm sie den Akten.

Am 22.12.war ich den ganzen Tag in der Klinik um bei den Therapien dabei zu sein.Ich hatte es vorher mit dem Stationsarzt abgeklärt.Er schien erfreut das ich mich dafür interessiere.

An diesem Tag stand Ergotherapie,Physiotherapie und Phychotherapie auf Matzes “Stundenplan”.

Die Schlucktherapie war leider nicht dabei.Die anderen drei waren mir schon etwas vertraut aber die

Schlucktherapie hätte mich sehr interessiert,ich hätte gern gewusst wie das Schlucken therapiert wird.

Ich hatte ebenfalls an diesem Tag die Gelegenheit kurz mit der Stationsärztin zu sprechen.

Sie hatte mir Grossartiges mitzuteilen.Er ist jetzt kontaktfähig.Bei der Ergotherapie werden ihm die Zähne geputzt.Dabei bekommt er die Zahnbürste in die Hand und die Therapeuten führen dann die Hand.Dabei macht er schön mit.Das ist der erste Schritt in die Kontaktfähigkeit.

Es war ein schönes Gefuehl.Das war im Grunde das erste Ziel.Es war im Grunde das Wichtigste aus unserer Sicht.Wir waren der Meinung wenn er erst mal kontaktfähig ist ergibt sich alles andere auch.

Das es so gekommen wäre ist nicht auszuschließen.Das es ein sehr langer steiniger Weg geworden wäre wußten wir auch aber das hätte ich in Kauf genommen.

Die Akkupunktur sollte in der Woche nach Weihnachten gemacht werden. Die Kosten dafür hätte ich selbst tragen müssen.Die Gesamtsumme belief sich auf 300 Euro für einen Behandlungszeitraum welcher 3 Behandlungen beinhaltete.


Mein Bruder gab mir dann 300 Euro für diese Behandlung.

Ziel der Akkupunktur war es die Spastik besser in den Griff zu bekommen.Er hatte seinen rechten Arm immer angespannt und angewinkelt.Ebenso wie die rechte Hand die immer eingeknickt war.

Das erscheint auf den ersten Blick nicht weiter schlimm aber wenn das dauerhaft oder über einen sehr langen Zeitraum so ist, verkürzen sich seine Muskeln.

Er hatte auch extrem an Gewicht verloren. Die Beine waren sehr dünn geworden.

Matze sitzt jetzt fast täglich im Rollstuhl.Wir fahren dann ein wenig durch die Klinik.

Ich getraute mich nicht nach draußen zu gehen.Es war sehr kalt und ich hatte Angst das er wieder eine Lungenentzündung bekommen könnte.

In der Physiotherapie stand er jetzt auch auf einem Stehbrett.Es gefiel ihm wohl sehr gut.

Nach vielen Wochen liegen war das bestimmt eine willkommene Abwechslung.

Leider habe ich es nicht gesehen.

Das Duschen genoss er ebenfalls.Aber es wurde ihm bald zuviel und er mußte sich übergeben.

Am 23.12. waren wir in der Eingangshalle wo Harfenmusik gespielt wurde.

Matze schaute interessiert,schlief aber nach ein paar Minuten ein.Er war völlig entspannt.

Als ich seine Hand nahm,hatte er den Drückreflex wie Babys ihn haben.Sobald man ihnen etwas in die Hand gibt,drücken sie zu.

Ich nahm es auf Video auf um “Beweise” für die Krankenkasse und die Ärzte zu haben,das es eine Verbesserung seines Zustands gibt und eine Verlegung in eine Pflegeeinrichtung zu früh ist.

Am Heiligen Abend fuhr mein Vater früh morgens nach Hause ins Vogtland.In Nürnberg traf er sich mit meiner Mutter,sie kam vom arbeiten auf dem Weihnachtsmarkt in Oberhausen.

Ich,Tobi und meiner Bruder Julius fuhren gegen 13 Uhr nach Bad Aibling.

Es war eigentlich wie immer.Matze schlief viel und ich mußte ihn wecken um ihm seine Geschenke zu zeigen.Ich schenkte ihm ein T-shirt und eine CD.

Tobi war wie immer hoch erfreut seinen Papa zu sehen.Er war selten mit aber er hat ihn nicht vergessen und gleich erkannt.

Ich ließ ihn sogar seinen Willen und setzte ihn zu Matze ins Bett,obwohl das nicht erlaubt war.

Ca. gegen 16 Uhr verabschiedeten wir uns und fuhren nach Hause.Ich wollte Tobi auch einen schönen 1.Heiligen Abend bescheren.

Den Weihnachtsbaum hatte ich schon am Vormittag fertig geschmückt und auch seine Geschenke lagen schon da.Wir schenkten ihm einen Schaukelech den Matze und ich am 13.Oktober,also kurz vor seinem “Unfall”,bei Ikea gekauft haben.

Als Tobi den Baum und den Elch sah war er wirklich erfreut und hatte riesen Augen.

Es war schön ihn fröhlich zu sehen.Natürlich kommen einem die Gedanken das es schade und ungerecht ist das Matze dies nicht miterleben durfte.

Wir warteten auf Ronny und dann aßen wir.Ich hatte,traditionell,Hühnerkeulen,Kartoffeln und Rotkohl gemacht.

Am späteren Abend schauten wir noch ein Dvd.Tobi schlief schon längst und ich ging gegen 23 Uhr auch schlafen.Jule blieb über Nacht.

Am nächsten Morgen stand ich mit Tobi gegen 7 Uhr auf um das Frühstück vorzubereiten.

Ich war gerade dabei den Heringssalat anzumachen als das Telefon klingelte.

Es war die Klinik in Bad Aibling,das konnte ich schon an der Nummer auf dem Display erkennen.Sofort ging mein Puls hoch.

Es war die Ärztin von der Intensivstation.Sie haben am Wochenende auch die Station wo Matze lag.

Sie sagte mir das sie ihn heute Nacht gegen 2 Uhr tot aufgefunden haben und das er ganz friedlich ausgeschaut hätte.Ich weiss nicht mehr genau was ich gesagt habe.Sie meinte wenn ich ihn noch mal sehen möchte müße ich in die Klinik kommen.Ausserdem sollte ich mich um ein Bestattungsunternehmen kümmern da er nicht in der Klinik bleiben kann weil sie keine Aufbewahrungsmöglichkeit haben.

Der Schock sas tief.Man rechnet schon jede Minute mit so einem Anruf aber man kann sich nicht darauf vorbereiten.Wenn er dann kommt ist man rettungslos verloren und überfordert.

Ich versuchte dann Ronny anzurufen aber das Telefon war ausgeschaltet.

Ich rief im Hard Rock Cafe an um mich zu erkundigen ob er arbeiten muss.Ich hatte Oli am Apparat

und sagte es ihm natürlich.Dann ging es rum wie ein Lauffeuer.Das war okay für mich,dann waren es weniger Leute denen ich es sagen mußte.

Ich rief seine Schwester und Stiefvater an um es ihnen zu sagen.Jule rief seinen Vater an und teilte ihm die traurige Nachricht mit.Er rief kurz danach bei mir an und wollte wissen ob es stimme.

Ronny kam ein paar Minuten später ahnungslos.

Ich war wie maschinell.Ich wusste nicht was ich jetzt machen sollte.Ich konnte auch nicht mehr weinen.

Es war bestimmt eine Art Schockzustand die bis heute,bis auf einige klare Momente,anhält.

Ronny sas in der Küche,Jule kümmerte sich um Tobi und ich sas auch nur so rum.Wir machten eigentlich gar nichts.Oder ich erinnere mich nicht mehr daran.

Um ca 10 Uhr riefen unsere Eltern an um uns ein schönes Weihnachen zu wünschen.

Ich sagte es ihnen.Wenn ich darüber nach denke war das ziemlich emotionslos von meiner Seite aus.

Sie machten sich dann zusammen mit meinem Bruder Thorsten auf den Weg zu uns.

Ich hatte zum Mittag Yvonne,Steven und Yvonne eingeladen.

Die eine Yvonne wusste schon Bescheid,vom Hard Rock Cafe.Die andere Yvonne war ahnungslos.

Meine Eltern und mein Bruder kamen gegen 16 Uhr.Das Auto ging kaputt und sie mussten sich einen Leihwagen nehmen.

Im Laufe des Nachmittags schickte ich dann eine SMS an alle Leute und teilte es ihnen mit.

Jule und Yvonne fuhren nach Bad Aibling um Matzes Sachen abzuholen.

Wir hatten zwischenzeitlich auch das Unternehmen Denk mit der Bestattung beauftragt.

Er war nun auf dem Friedhof in Bad Aibling.

An diesem Tag machten wir nichts.Wir assen das Mittagessen am Abend.Die zwei Yvonnes gingen aber lieber nach Hause.Thorsten fuhr auch wieder nach Hause ins Vogtland.

Da sassen wir dann nun.Ich weiss nicht mehr über was wir alles gesprochen haben.Ich hatte auf jeden Fall zu viel Wein.Dadurch konnte ich die Nacht wenigstens schlafen.

Wir gingen am nächsten Tag zum Bestattungsinstitut in München und klärten alles.

Die Beerdigung war am 30.12. auf dem Waldfriedhof.

Am 27.kamen seine Familie aus Magdeburg.Meine Eltern und Tobi sind nach Lengenfeld gefahren,sonst wäre es zu eng geworden in der Wohnung.

Ich hatte etwas Stress.Es mussten noch Kleinigkeiten mit dem Bestattungsunternehmen geklärt werden,

Blumen und Kranz mussten bestellt werden.Das Bestattungsunternehmen war mit meinen Wünschen überfordert.Der Redner kam zwei Tage vor der Beerdigung zu uns nach Hause.Er ist sehr nett gewesen und hat sich viel Zeit genommen.Er hat eine wirklich schöne Rede gehalten.

Wir mussten noch einige Leute benachrichtigen. Viele wohnen ja nicht in München.

Susi kam am 29. abends mit der Mietfahrzentrale aus Berlin.

Meine Eltern,mein Bruder Thorsten und Jaqueline und meine Oma kamen am 30. früh.

Phil hat einen Flug eher genommen,er war im Urlaub zu Hause in Kanada.



Wir fuhren dann in einer Kolonne zum Friedhof.Tobi blieb mit einer Freundin von meinem Bruder Julius zu Hause.Wir trafen uns mit allen vor dem Haupteingang.

Gegen 11 sind wir dann reingelaufen.Der Sarg sollte offen sein.War er aber nicht. Das war blöd.

Ich wollte ihn doch noch mal sehen.Wollte sehen ob er die Sachen anhat und die Haare so sind wie ich es beim Bestatter gesagt hatte. Es wäre auch für meine jetzige Zeit wichtig gewesen.

Es kommen eine absurde Ideen.War es vielleicht eine Verwechslung von der Klinik aus.Er wurde schliesslich ein paar Tage vorher in ein anderes Zimmer verlegt.In der Bürokratie in Deutschland ist das natürlich unmoeglich.

Es waren mittlerweile noch mehr Leute geworden.Wir gingen dann alle in die Aussegnungshalle.

Da wurde nur Musik gespielt.Wir spielten “I wanne be me” und “Nur die besten sterben jung”.

Ausserdem wollten wir “Enjoy the silence”spielen aber es gab ein Problem mit der CD.

Dann gingen wir zum Grab.Dort wurde die Rede gehalten.Anschliesend liesen wir noch eine Kassette

laufen,mit Astrids Radio.

Anschliessend an die Beerdigung gingen wir zum Hard Rock Cafe in einen kleinen extra Raum.

Es war eine pervers schoene Beerdigung.Die Sonne schien,der Himmel war blau,der Schnee weiss und ich hatte einen schwarzen Sarg ausgesucht,das haette er bestimmt gewollt.

Dort gab es was zu essen und zu trinken.Ausserdem schauten wir uns eine Videoaufnahme von Matze an. Tobi kam dann mit Nora auch dorthin.Ich habe fuer ihn die Beerdigung filmen und fotografieren lassen,von Alice und Lorenz.

Die Magdeburger gingen noch vor dem Video.Ihr Zug fuhr um kurz nach zwei.

Ich ging gegen 17.00 Uhr nach Hause.Thorsten,Jaqueline und meine Oma fuhren auch wieder nach Hause.

Am Abend waren noch Astrid,Yvonne,Dani und Yvonne und natuerlich meine Eltern da.

Am naechsten Tag,also Silvester,fuhr ich mit nach Lengenfeld.Aber natuerlich nicht zum feiern.

Um zehn schlief ich schon. Sein Vatr rief mich so gegen zwei an um mir alles Gute zu wuenschen.

An Neujahr waren wir bei Thorsten und Jaqueline. Am 2.Januar fuhr mein Vater,ich und Tobi wieder nach Muenchen.Ich hatte einen Termin beim Sozialamt oder wie auch immer das heute heisst.

Es ging um die Bestattungskosten.Ich bekam einen Berg von Unterlagen und sollte die Rechnung dann vorbeibringen sobald ich sie habe. Sie belief sich auf 4500 Euro.Das Sozialamt zahlte die Haelfte,die andere Haelfte zahlte ich von den Spenden vom Hard Rock Cafe die eigentlich fuer Therapien gedacht waren.

Heute geht es mir eigentlich gut.Ich denke das es immer noch die Schocksituation ist.Ich hoffe das es so bleibt.Koerperlich bin ich wieder etwas erholt.Schlimm war es zu Tobis und auch zu Matzes Geburtstag.Das sind Tage an die man sich genau erinnert,wie es vor einem Jahr war und das ein Leben lang.Jahrestage sind schlimm.Im Moment suche ich,glaub ich,eine wirklich sinnvolle Aufgabe.Ich will anderen Angehoerigen helfen.Wie weiss ich nocht nicht genau.Ausserdem suche ich nach einem Schuldigen.Natuerlich gibt es keinen Menschen der daran Schuld ist.Ich gebe dadurch dere Gesellschaft die Schuld.Wenn man keine Angst hat krank zu machen wenn man krank ist,auch wenn es nur ein Husten ist,passiert so etwas vielleicht nicht.Irgendwo habe ich mal folgendes gelesen:Wenn man keine Zeit fuer seine Gesundheit hat,wird man eines Tages sehr wahrscheinlich Zeit haben muessen um krank zu sein.Das sollte sich jeder zu Herzen nehmen.Wenn einige bis viele darueber nachdenken und etwas aendern,war sein Tod nicht ganz sinnlos.

Als wir an dem Abend als er starb das DVD sahen,rutschte immer wieder der Stecker aus dem Fernseher.Natuerlich dachten wir uns in dem Moment nichts dabei.Mein Radiowecker,der im Schlafzimmer steht,ging genau um Mitternacht an.Ich habe ihn seit Wochen nicht mal beruehrt.Den naechsten Tag ging er schon um 23 Uhr an und dann um 22 Uhr.Zum Glueck haben es auch meine Eltern mitbekommen.Sonst wuerden mich alle fuer verrueckt erklaeren.Ich glaube an ein Leben nach dem Tod.Nicht so wie die Kirche es beschreibt aber irgendwas wird sein.Davon bin ich ueberzeugt,vielleicht muss ich das auch sein.Ausserdem kann ich Matze riechen.Staendig und ueberall.Es ist dieser ganz besondere Geruch aus Medikamenten und Desinfektionsmitten.Das ist mir aber nicht unangenehm.

In unserer gemeinsamen Wohnung fuehle ich mich am besten und ihm am naechsten.Der Friedhof ist nur ein Ort wo sein Koerper liegt.Seine Seele ist hier bei uns,ganz nah.Vielleicht geht es mir auch deshalb so"gut".

Es geht bestimmt noch weiter,schaut mal wieder vorbei!!!!

Ich freu mich auch ueber einen Eintrag im Forum